IDD vs. vorherige Rechtslage: Was hat sich für Vermittler verändert?

Die Einführung der IDD hat die Versicherungsvermittlung deutlich verändert – vor allem bei Weiterbildungspflichten, Dokumentation und Beratungsstandards.
Inhalt

Mit dem Inkrafttreten der Insurance Distribution Directive (IDD) im Februar 2018 hat die EU einheitliche Regeln für den Versicherungsvertrieb geschaffen. Ziel war es, den Verbraucherschutz zu stärken, die Transparenz in der Beratung zu erhöhen und gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Vermittler in Europa zu schaffen. 

Doch was genau hat sich gegenüber der vorherigen Rechtslage verändert? 

Welche praktischen Auswirkungen hat die IDD auf deinen Berufsalltag als Versicherungsvermittler? In diesem Beitrag geben wir dir einen fundierten Überblick über die Unterschiede und erläutern, worauf du heute besonders achten solltest.

IDD – die Grundidee hinter der Richtlinie

Die Insurance Distribution Directive löste die zuvor geltende Versicherungsvermittlerrichtlinie (IMD – Insurance Mediation Directive) ab. Während sich die IMD in erster Linie auf Vermittler beschränkte, gilt die IDD umfassender: Sie betrifft alle, die an der Distribution von Versicherungsprodukten beteiligt sind – darunter auch Versicherer, Banken mit Versicherungsangeboten sowie Online-Vergleichsportale. Damit wird ein wesentlich breiterer Kreis von Akteuren reguliert.

Ziel ist es, europaweit gleiche Standards zu schaffen – sowohl im Hinblick auf Transparenz, Qualifikation als auch beim Umgang mit Kundengeldern und Informationen.

Strikte Trennung zwischen Beratungstypen

Eine der auffälligsten Neuerungen der IDD ist die klare Unterscheidung zwischen verschiedenen Vergütungs- und Beratungstypen. Vor der IDD konnten Vermittler häufig flexibel zwischen provisionsbasierter und honorarbasierter Beratung agieren. Mit der IDD gilt: Mischmodelle sind ausgeschlossen. Du musst dich entscheiden, ob du als Versicherungsvermittler (provisionsbasiert) oder als Versicherungsberater (honorarbasiert) auftrittst.

Diese Trennung hat vor allem für Kunden den Vorteil, dass sie genau wissen, auf welcher Grundlage die Beratung erfolgt. Für dich als Vermittler bedeutet es, deine Rolle und deine Vergütungsstruktur transparent darzulegen.Das schafft Klarheit, kann aber auch Umstellungen im Geschäftsmodell erforderlich machen.

Weiterbildungspflicht für alle Vermittler

Ein weiterer bedeutender Unterschied zur alten Rechtslage ist die verpflichtende Weiterbildung nach IDD. Während Weiterbildungen früher zwar empfohlen, aber nicht einheitlich vorgeschrieben waren, sieht die IDD nun jährlich mindestens 15 Stunden Weiterbildung für alle Vermittler und deren Mitarbeiter mit Kundenkontakt vor.

Diese Fortbildungen müssen dokumentiert und im Fall von Prüfungen durch die IHK oder andere Aufsichtsbehörden nachgewiesen werden können. Das Ziel: Sicherstellen, dass Beratende stets über aktuelles Fachwissen verfügen – sowohl in Bezug auf Produkte als auch auf rechtliche Rahmenbedingungen.

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Verpflichtende Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen

Seit August 2022 gehört auch die ESG-Abfrage fest zur IDD. Vermittler müssen im Rahmen der Beratung ermitteln, ob und in welchem Umfang ihre Kunden nachhaltige Kriterien bei der Produktwahl berücksichtigen möchten. Dieser Aspekt spielte in der alten Rechtslage noch keine Rolle.

Was das in der Praxis bedeutet? Du musst dich nicht nur mit den ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) vertraut machen, sondern auch in der Lage sein, entsprechende Produkte zu empfehlen oder nachvollziehbar zu erklären, wenn keine passenden Optionen zur Verfügung stehen.

Dokumentations- und Informationspflichten ausgeweitet

Mit der IDD wurden die Anforderungen an die Beratungsdokumentation deutlich verschärft. Bereits unter der alten Rechtslage galt die Pflicht zur Erstellung eines Beratungsprotokolls. Doch die IDD geht weiter: So müssen Kundeninformationen vor Vertragsabschluss klar, verständlich und in einem standardisierten Format bereitgestellt werden.

Zudem wird erwartet, dass du deinen Kunden erklärst, warum du ein bestimmtes Produkt empfiehlst inklusive Begründung, wie dieses zur individuellen Situation passt. Diese sogenannte „Geeignetheitserklärung“ ist insbesondere bei Versicherungsanlageprodukten verpflichtend.

Provisionsabgabeverbot und Transparenz

Ein weiteres Element, das durch die IDD gestärkt wurde, ist das Provisionsabgabeverbot. Zwar war es in Deutschland bereits zuvor geregelt, doch die IDD hat den Rahmen weiter geschärft. Seitdem ist klar: Vermittler dürfen Kunden keine Teile der Provision rückerstatten, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Ebenso müssen alle Kosten und Vergütungen, die mit einem Versicherungsprodukt verbunden sind, transparent offengelegt werden – eine klare Verbesserung für den Verbraucherschutz, aber auch eine Herausforderung im Verkaufsprozess.

Fazit

Die IDD hat den Versicherungsvertrieb in Europa tiefgreifend verändert. Für Vermittler bedeutet das: mehr Verantwortung, höhere Anforderungen, aber auch mehr Professionalität und Vertrauen beim Kunden. Die klare Trennung von Beratungstypen, die verpflichtende Weiterbildung, die ESG-Abfrage und die erweiterten Dokumentationspflichten zwingen dich dazu, deine Prozesse anzupassen und kontinuierlich am Ball zu bleiben.

Wenn du diese Herausforderungen annimmst, eröffnen sich dir neue Chancen. Denn wer den rechtlichen Rahmen sicher beherrscht und gleichzeitig beratungsstark agiert, hebt sich deutlich vom Wettbewerb ab. Die IDD ist somit nicht nur ein Regelwerk, sondern auch ein Katalysator für Qualität, Vertrauen und nachhaltigen Vertriebserfolg.

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